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Pressemitteilung
vom 01.12.03 |
Die beiden Gründer und Organisatoren des
Blinden-Zentrums Tibet, Sabriye Tenberken und Paul Kronenberg wurden
von der holländischen Königin mit der Ritterschaft des Ordens
von Oranien-Nassau ausgezeichnet.
Die Auszeichnung
Am 7. Oktober 2003 überreichte der holländische Botschafter
im Namen seiner Königin Beatrix der Niederlande eine der
höchsten Auszeichnungen, welche die Königin für
außer gewöhnliche Lebensleistungen zu vergeben hat, die
Ritterschaft des Orden von Oranien-Nassau. Eine besondere Ehre ist
diese Auszeichnung zudem für die Deutsche Sabriye Tenberken, denn
nur wenige Ausländer erhalten
diesen hohen niederländischen Orden. Die Auszeichnung wurde in der
niederländischen Öffentlichkeit mit Interesse aufgenommen.Der
niederländische
Botschafter, extra aus Peking nach Lhasa angereist, übergab den
beiden
die Orden und Urkunden im Rahmen eines sehr fröhlichen und
festlichen
Aktes, den er für diese Ehrung heimlich inszeniert hatte. Zudem
wurde finanzielle Unterstuetzung versprochen, um auf dem geplanten
Farmgelände, mit Hilfe eines Fachmannes aus den Niederlanden eine
Käserei aufzubauen, in der künftig Blinde zu
Käseherstellern ausgebildet werden sollen. Die
niederländische Botschaft hatte Aufbau und Arbeit des
„Rehabilitation- and Training-Centre for the Blind, Tibet“, so der
offizielle internationale Name des Zentrums, mit Interesse verfolgt.
Der ehemalige Botschafter hat das Zentrum seit dessen Beginn im Jahre
1998 häufiger besucht und zweimal mit Geldspenden
unterstützt. Als
Ende des Jahres 2002 die Anfrage nach einer offiziellen Ehrung der
Arbeit
von einer deutschen Touristengruppe an die niederländische und
deutsche Regierung gestellt wurde, konnte die dafür notwendige
Überprüfung des Zentrums auf die jahrelange sehr positive,
fundierte Beurteilung der niederländischen Botschaft
zurückgreifen.
Nach einem sehr schwierigen Anfang mit vielen
Unsicherheiten und Rückschlägen hat sich das
Blinden-Zentrum in Tibet erfolgreich etabliert. Sabriye Tenberken (33
Jahre) aus Deutschland und Paul Kronenberg (35 Jahre) aus den
Niederlanden erfahren inzwischen weltweit Anerkennung für ihre
Arbeit, dies über Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen. Und sie
erhalten inzwischen auch internationale Auszeichnungen.
Bisherige Auszeichnungen:
- März 2000 wurde Sabriye Tenberken von den
Mitgliedern des International Women’s
Club als Frau des Jahres gewählt.
- August 2000 erhielten Sabriye Tenberken
und Paul Kronenberg den „Zilveren Jandaia“, eine holländische
Auszeichnung für den Einsatz zur Verbesserung des Lebens von
Menschen in der dritten Welt.
- Am 8. Dezember 2000 erhielt Sabriye
Tenberken den Charity Bambi des deutschen Medienpreises.
- Am 29.Januar 2001 wurde Sabriye Tenberken
vom World Economic Forum zum „Global Leader for Tomorrow“ gekürt.
- Am 1. September 2002 erhielten Sabriye
Tenberken und Paul Kronenberg den Albert-Schweitzer-Preis der
Johann Wolfgang von Goethe Stiftung in Basel, überreicht durch die
80jährige Tochter von Albert Schweitzer.
- September 2002 erhielten Sabriye Tenberken und Paul
Kronenberg den „Nürnberger Teddy für Menschenliebe“ mit einer
großen Geldspende.
Zusammenarbeit mit der Regierung
Sabriye Tenberken und Paul Kronenberg arbeiten gut
zusammen mit ihrem Counterpart TDPF (Tibet Disabled Person’s
Federation), der tibetischen Organisation zur Förderung von
Behinderten. Die Organisation TDPF ist stolz auf die internationale
Anerkennung des Blinden-Zentrums.
Auf Einladung von TDPF und der chinesisch-tibetischen
Regierung hat ein Wissenschaftler der Oxford University, der Mexikaner
Dr. Carlos Mondragón im September/Oktober 2003 das Projekt vor
Ort beobachtet und untersucht, hat sich mit seiner Entstehung, dem
Werdegang, dem jetzigen Zustand und den Zukunftsplanungen
genauestens auseinandergesetzt und dem Blinden-Zentrum Tibet in einem
ausführlichen Evaluationsbericht eine ausgezeichnete
Beurteilung gegeben. Dies mag zu der bedingungslosen Unterzeichnung
eines
günstigen Vertrages beigetragen haben, den
S. Tenberken und P. Kronenberg gemeinsam mit einer in China
ausgebildeten tibetischen
Rechtsanwältin ausgearbeitet hatten. Der Vertrag gilt für die
nächsten drei Jahre. Er gewährt
u.a. dem Zentrum Schutz und Unterstützung durch
die Regierung. Dieses „Memorandum of Understanding“ wurde Ende Oktober
vom auswärtigen Amt der chinesisch-tibetischen Regierung ohne
Einschränkung
akzeptiert und unterschrieben.
Organisation des Zentrums
Das 1998 gegründete „Blinden-Zentrum, Tibet“ begann seine Arbeit
in Lhasa mit der Unterrichtung von fünf blinden tibetischen
Kindern im Lesen und Schreiben der tibetischen
Blindenschrift. Diese Schrift, entwickelt von Sabriye Tenberken
während ihres Tibetologie-
studiums an der Bonner Universität, wurde inzwischen zur
offiziellen Blindenschrift Tibets.
Mittlerweile wurden insgesamt 42 Kinder und Jugendliche in einem durch
Paul Kronenberg sehr schön und praktisch an- und umgebauten
projekteigenen Gebäude mit großem Hof im Zentrum von Lhasa
unterrichtet. Zusammen mit den beiden Organisatoren und den blinden
Kindern und Jugendlichen wohnen dort Hausmutter, Hausvater und
Torwächter. Weitere Mitarbeiter sind eine Köchin und
fünf Lehrer. Die Lehrer unterrichten Mobilität, d.h.
Techniken der Orientierung, lebenspraktische Fertigkeiten, wie Hygiene,
Kochen, Saubermachen u.a.m., und sie unterrichten Schreiben,
Lesen und Sprechen von Tibetisch, Chinesisch und Englisch, dazu in
Sport, Musik und
Theaterspiel. Außerdem haben interessierte Schüler die
Möglichkeit eine dreijährige Ausbildung mit
Zertifikat als Masseur in chinesischer medizinischer
Massage und westlicher Physiotherapie zu erhalten. Die Ausbildung in
anderen
Berufszweigen ist geplant, vor allem in landwirtschaftlichen
Berufen, Pflanzen- und Tierzucht. Dafür laufen zurzeit
Verhandlungen über die Nutzung eines Farmgeländes.
Eine Braillebuch- Druckerei wurde eingerichtet, in der
tibetische, chinesische und englische Schul-, Geschichten- und
Wörterbücher in Braille übertragen und gedruckt werden.
Grundlage der Schulung des Zentrums ist die Stabilisierung von
Selbstachtung und Selbstvertrauen der Blinden, um deren Fähigkeit
zur Selbstintegration in die Gesellschaft zu fördern. Hierbei
leisten alle Mitarbeiter des Zentrums ideell und materiell
tatkräftige Hilfe. Einige eigenständige Versuche der
Schülerinnen und Schüler zeugen bereits von dem Erfolg dieses
Konzeptes.
Integration der Schüler in die Gesellschaft
- Vier der sehr motivierten Schülerinnen und
Schüler, die auf weiterführende Schulen gehen
möchten, wurden im Oktober dieses Jahres von
einer staatlichen Internatsschule für Sehende zunächst probeweise
aufgenommen. Sie haben diese Probe glänzend bestanden. Sie
erweisen sich, Testergebnissen entsprechend, als sehr gute
Schülerinnen und Schüler, haben schnell Freunde gefunden und
gelten wegen ihrer Fröhlichkeit und ihres Lerneifersnach Aussagen
des Schulleiters und der Lehrer als große Bereicherung der Schule.
Zum ersten Mal haben damit Blinde in Tibet die Möglichkeit, eine
normale öffentliche Schule und später eine Mittelschule und auch
die Universität zu besuchen.
- Eine renommierte Ausbildungsklinik für
medizinische Massage in Peking hat auf Anfrage von
TDPF einen ihrer Lehrer nach Lhasa geschickt, um die
Massageschüler des Zentrums zu prüfen und Zertifikate zu
vergeben. Alle 6 Schüler haben die Prüfung mit Auszeichnung
bestanden. Zwei von ihnen sind bereits aus dem Zentrum ausgezogen, um
eine eigene Praxis zu eröffnen. Das
Zentrum unterstützt sie dabei. Da beide neben Tibetisch
fließend Chinesisch und Englisch sprechen, haben sie gute
Voraussetzungen, auch
Ausländer als Patienten zu behandeln, was sie bereits mit Erfolg
tun.
BRAILLE WITHOUT BORDERS
Zusätzlich zu der verantwortungsvollen und erfolgreichen Arbeit in
Tibet hat sich der Aufgabenbereich der beiden Organisatoren
während des letzten Jahres vergrößert. Das
Rehabilitations- und Trainingszentrum für Blinde ist Teil einer
größeren Organisation geworden. Auf Grund von Anfragen aus
anderen Teilen der Welt, auch dort Blindenzentren nach dem
bewährten tibetischen Modell aufzubauen, haben die beiden
Organisatoren eine Dachorganisation „BRAILLE WITHOUT BORDERS“ (Braille
ohne Grenzen) gegründet. Ziel dieser Organisation ist es, in
Ländern der Welt, in denen es bisher keine Ausbildung für
Blinde gibt, ein Blinden-Zentrum
nach Art des tibetischen aufzubauen.
Das erste Projekt von Braille außerhalb von Tibet
läuft bereits an.
Ladakh
Sabriye Tenberken hält sich zurzeit (November/Dezember 2003) in
Leh auf. Leh ist die regionale Hauptstadt von Ladakh, eine Region die
zur Jammu/Kashmir Provinz gehoert. In dieser Region wird Ladakhi, ein
tibetischer Dialekt gesprochen. Dort recherchiert sie die Situation und
Voraussetzung von Blinden in Ladakh, um daraufhin den Grundstein
für eine Blindenausbildung zu legen. In einem Workshop hat sie mit
blinden Ladakhis und Vertretern der Regierung (unter Augenbinde) die
Prinzipien Ihrer Arbeit verdeutlicht. Radio und Fernsehen begleiteten
den Workshop. Der Erfolg war groß. Sabriye Tenberken erhielt die
Zusage der ladakhischen Regierung den Aufbau eines Blinden-Zentrums
durch BRAILLE WITHOUT BORDERS unterstützen und die
laufenden Kosten übernehmen zu wollen. 2004 wird mit dem Aufbau
des Rehabilitations- und Trainingszentrums für Blinde in Ladakh
begonnen.
Ausbildungszentrum für zukünftige
Organisatoren
Im Rahmen der neuen Organisation „BRAILLE WITHOUT BORDERS“
werden Sabriye Tenberken und Paul Kronenberg im Januar 2004 in den
Staat Kerala /Südindien reisen, um dort ein Ausbildungszentrum
für künftige Organisatoren von Blindenzentren aufzubauen. Die
zukünftigen Studenten, bevorzugt Blinde, sollen möglichst aus
den Ländern
gebürtig sein, in denen sie später gebraucht werden.
BRAILLE WITHOUT BORDERS, sowie deren Unterorganisation
Blinden-Zentrum Tibet finanziert sich allein aus Spenden. Die
Organisation wird in Deutschland unterstützt durch den
Förderkreis Blinden-Zentrum Tibet–Braille ohne
Grenzen e.V.,
Im Auel 34,
53913 Swisttal,
Tel:. 02226 Förderkreis -913403
Fax: 02226-913404
e-Mail: blztib@t-online.de
www.blinden-zentrum-tibet.de
Der Förderkreis hat inzwischen über 350
Mitglieder. Er hat die steuerlich-rechtliche Anerkennung der
Gemeinnützigkeit und der Mildtätigkeit und damit die
Möglichkeit Spendenbescheinigungen auszustellen.
Cornelia van der Horst -Tenberken
(Geschäftsführerin)
Dezember 2003
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